AdAM – Anwendung digital gestützter Arzneimitteltherapie
Für viele Krankheiten gibt es wirksame Medikamente. Doch gerade bei älteren Menschen, die unter mehreren Krankheiten leiden, kann die Zahl der verschiedenen Medikamente unübersichtlich werden und zu gefährlichen Neben- und Wechselwirkungen führen. Das Projekt AdAM soll Hausärztinnen und Hausärzten bei ihrem Arzneimitteltherapie-Management unterstützen.
Ziel: Optimierung der Behandlungsqualität und Patientensicherheit.
Zielgruppe sind erwachsene PatientInnen mit mindestens 5 Arzneimitteln über 2 Quartale.
Die Unterstützung der teilnehmenden ÄrztInnen erfolgt digital unter Verwendung einer auf AMTS-Prozesse spezialisierten Software (eMMa). Der Datentransfer erfolgt zwischen dem durch die BARMER beauftragten Rechenzentrum und den Arztpraxen über das geschützte Portal der KVWL. Auf diesem Weg erhalten die Ärztinnen und Ärzte nicht nur eine strukturierte Übersicht der eigenen Verordnungen, sondern auch über die Verordnungen der mitbehandelnden Fachkolleginnen und Fachkollegen, Krankenhausdaten sowie weitere Verordnungen für den Patienten/die Patientin. Ergänzt durch medizinisch-pharmazeutische Fachinformationen zu Kontraindikationen, Rote-Hand-Briefe und andere patientenrelevante Aspekte ist somit eine strukturierte und optimierte Betreuung dieser Patientinnen und Patienten möglich.
Darüber hinaus werden die Ärztinnen und Ärzte automatisch über die Krankenhausaufnahme ihrer Patientinnen und Patienten informiert (Aufnahmedatum, Aufnahmediagnose). Ergänzend bietet die KVWL ihren AdAM-Ärztinnen und AdAM-Ärzten eine Pharmakotherapie-Beratung an. D.h. unter Nutzung anonymisierter Daten können sich Ärztinnen und Ärzte weitergehende Expertise einholen. Unter Nutzung aller zur Verfügung gestellten Informationen und neuer Eingaben von Seiten der Ärztinnen und Ärzte erhalten die Patientinnen und Patienten nach Abschluss der strukturierten AMTS-Prüfung einen Medikationsplan (BMP) inklusive laienverständlicher Hinweise. Diese Informationen sollen den Patientinnen und Patienten auch elektronisch zur Verfügung gestellt werden. Außerdem entwickelt die DGIM im Laufe des Projektes medizinische Handlungsempfehlungen zum Umgang mit Multimedikation. Diese sollen praxistauglich sein und nach ihrer Fertigstellung an die Hausärztinnen und Hausärzte kommuniziert werden.
Technologiepartner im Projekt ist die RpDoc® Solutions GmbH, Saarbrücken, welche die Software und AMTS-Prüfung entwickelten.
Die Evaluation der Wirksamkeit dieser neuen Versorgungsform hinsichtlich der Vermeidung von Krankenhausaufenthalten oder Todesfällen erfolgt im Rahmen einer cluster-randomisierten Studie im Stepped-Wedge Design auf der Basis von BARMER-Versichertendaten.
Das AMIB war beteiligt an der Entwicklung des Studiendesigns und des Studienprotokolls. Das AMIB ist u.a. zuständig für die Randomisierung der Praxen, das Verfassen des statistischen Analyseplans, die Hauptauswertung der Studie, Interpretation der Ergebnisse und Mitwirkung bei den Publikationen.
Förderer: Gemeinsamer Bundesausschuss, Innovationsausschuss beim G-BA
Laufzeit: 2017 - 30.06.2021
Konsortialführung/ Projektleitung: BARMER, Wuppertal/Hauptverwaltung, 0340 Team Telematik
Projektpartner: Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe, Universität Frankfurt, Universität Bielefeld, Universitätsklinikum Köln, Universität Wuppertal, Technische Universität Dortmund
Ansprechpartner*innen AMIB: Prof. Dr. Nina Timmesfeld, Prof. Dr. Hans J. Trampisch, Renate Klaaßen-Mielke, Jale Basten
Homepage: https://www.barmer.de/gesundheit-verstehen/gesellschaft/projekt-adam-104626
Publikationen:
From sensitization to adoption? A qualitative study of the implementation of a digitally supported intervention for clinical decision making in polypharmacy
Implement Sci. 2020 Sep 21;15(1):82. doi: 10.1186/s13012-020-01043-6. PMID: 32958010; PMCID: PMC7507604
Söling S, Köberlein-Neu J, Müller BS, Dinh TS, Muth C, Pfaff H, Karbach U; AdAM Study Group
https://implementationscience.biomedcentral.com/articles/10.1186/s13012-020-01043-6